Sonntag, 15. November 2015


Das Rosie-Projekt

von Graeme Simsion



Hey Freaks*,


heute möchte ich euch den wohl verdienten Bestseller “Das Rosie-Projekt” näherbringen, beziehungsweise eigentlich sogar dringend ans Herz legen.
Ein humorvolles Buch, das euch das triste Grau und die Kälte vergessen lässt.

Wie das funktionieren soll? Das erfahrt ihr, wenn ihr weiterlest und somit einen kleinen Einblick in die Welt des gut organisierten Protagonisten Don Tillmann bekommt.

Zunächst zum Inhalt:


Don Tillmann, ein brillianter Kopf im Fachgebiet der Genetik an der Universiät von Melbourne, sucht eine Ehefrau, doch nein, so ist das nicht ganz richtig, er sucht seine Idealehefrau. Damit er diese auch, möglichst ohne Zeit zu verschwenden, findet, hat er einen (bereits gekürzten) 16-seitigen Fragebogen erstellt. Denn Zeiteffektivität ist ihm enorm wichtig.

Jede Woche ist fast penibel auf die Minute durchgeplant, ob es nun das Bad putzen, für das er 94 Minuten benötigt, oder aber sein Standardmahlzeitenmodell ist, für welches er Woche für Woche die gleichen Zutaten einkauft.

Chaos kennt er nicht, und daher verlässt er sich auch bei der Suche nach der perfekten Partnerin wohl kaum auf so etwas wie Glück. Um möglichst viele ungeeignete Partnerinnen von vornherein auszusortieren, macht er keinerlei Abstriche bei seinen Idealvorstellungen: Sie soll nicht rauchen, keine Vegetarierin sein, einen BMI von höchstens 22 haben und pünktlich soll sie auch sein.

Doch dann trifft er auf Rosie, die seinen durchstrukturierten Tagesablauf vollkommen durcheinander bringt und die sich als unpünktliche Raucherin und Vegetarierin in keinster Weise als Kandidatin für das Ehefrau-Projekt eignet, aber schließlich hilft er ja auch nur, ihren Vater ausfindig zu machen...Oder?

Meine Meinung:


Um das Fazit ausnahmsweise vorwegzunehmen: Lest dieses Buch!
Auch wenn das Schema – Mann trifft Frau, sie passen nicht zueinander, aber fühlen sich doch zueinander hingezogen – zunächst nicht sehr originell anmutet, wird euch Autor Graeme Simsion eines Besseren belehren.

Don Tillmann leidet am Asperger-Syndrom, dessen ist er sich allerdings selbst nicht bewusst:
Menschliche Emotionen und Beziehungen verwirren ihn, er folgt stattdessen lieber seinen vollkommen rationalen Gedanken und stößt damit, ohne zu wissen warum, immer wieder auf Hindernisse.

Jene Denkmuster, die mit unseren nicht übereinstimmen, machen das Lesen zu einem charmant unterhaltsamen Ereignis und das ohne den Protagonisten ins Lächerliche zu ziehen.
Stattdessen schafft es das Buch, mit seinen liebevoll entwickelten Charakteren, Verständnis im Leser für die Krankheit zu erzeugen. Dies geschieht jedoch ohne erhobenen Zeigefinger, sondern stets mit viel Witz und liest sich auch dank des flüssigen Schreibstils schnell weg.

Wer also der klassischen Romantikklischees in Liebesromanen überdrüssig ist, der darf hier beherzt zugreifen und sich danach freuen, dass es noch einen zweiten Teil gibt: “Der Rosie-Effekt”.

Ich gebe dem Buch daher 5 von 5 Sternen.

Lieblingszitate:


"Gefühle haben ihre eigene Logik."

"Defekt! Das Asperger Syndrom ist kein Defekt! Es ist eine Variante des Möglichen, vielleicht sogar ein erheblicher Vorteil. Das Asperger Syndrom ist mit hoher Organisations- und Konzentrationsfähigkeit, innovativer Denkweise und rationaler Distanziertheit verbunden."

"Menschen versagen oft darin zu sehen, was sie unmittelbar selbst betrifft, während es für andere offensichtlich erscheint."

"Aber ich kann nicht gut einschätzen, was andere Leute wollen." 
"Erzähl mir was Neues", sagte Rosie völlig unmotiviert.
Schnell überlegte ich, welche interessante Tatsache ich ihr erzählen könnte."Ah! Die Hoden von Drohnen und Wespenspinnen explodieren beim Geschlechtsverkehr."

"Don, darf ich dich was fragen? [...] Findest du mich attraktiv?" Ich war der Meinung, ich hätte gut reagiert. Ich hatte die Fangfrage identifiziert. Ich wollte, dass Rosie mich mochte, und ich erinnerte mich an ihre leidenschaftlichen Ausführungen über Männer, die Frauen wie Objekte behandelten. Folglich war es ein Test, um zu sehen, ob ich sie als Objekt oder als Mensch wahrnahm. Die korrekte Antwort musste sich daher auf Letzteres beziehen. "Darüber hab ich bisher nicht nachgedacht", erklärte ich der schönsten Frau der Welt."

"Meine Ansprache war aus Harry und Sally zusammengebastelt. Sie entsprach mir und der Situation am meisten [...] "Ich habe dich heute Abend hierher eingeladen, denn wenn man erkennt, dass man den Rest seines Lebens mit jemanden verbringen will, dann will man, dass der Rest dieses Lebens so bald wie möglich beginnt."
 


-Melanie


*Anrede in Anlehnung an die wundervolle Band Tocotronic

Bildquelle: http://www.fischerverlage.de/media/fs/15/u1_978-3-596-19700-2.jpg

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